Entstehungsgeschichte der Elbphilharmonie Hamburg
Die Entstehungsgeschichte der Elbphilharmonie, heute eines der prächtigsten Wahrzeichen Hamburgs, reicht weit zurück, noch bevor ihre Bauarbeiten begannen. Lassen Sie uns einen Blick auf die faszinierende Historie dieses Ortes werfen.
Von Simon Michael, Concerts Pamplona
Im blühenden Handelszeitalter des 19. Jahrhunderts stieg die Bedeutung der Hafenanlagen in Hamburg stetig an, was umfassende Erweiterungen notwendig machte. Im Jahr 1866 wurde mit dem Sandtorhafen das erste künstlich angelegte Hafenbecken der Stadt errichtet. Dieser Schritt markierte einen Wendepunkt in der Entwicklung des Hamburger Hafens und wurde später mit dem Bau des Grasbrookhafens ergänzt. Diese Neuerungen veränderten das Gesicht des Großen Grasbrooks maßgeblich.
Die historischen Wurzeln der Elbphilharmonie
Im Jahr 1875 wurde auf diesem geschichtsträchtigen Gelände unter der Führung von Johannes Dalmann der Kaispeicher A errichtet, ein Lagerhaus, das durch seine imposante Größe und technische Innovation beeindruckte. Der Volksmund nannte ihn bald 'Kaiserspeicher', eine Hommage an Kaiser Wilhelms I. Er wurde zu einem Symbol der prosperierenden Hafenstadt, als größter und fortschrittlichster Speicher, der direkt von Seeschiffen beliefert werden konnte.
Ein auffälliges Merkmal des Kaispeichers war der Westturm mit seiner Zeitballuhr, die bis 1934 präzise Zeitangaben für den Hafen lieferte und die genaue Zeitmessung für die Schiffe ermöglichte.
Der Zweite Weltkrieg verursachte erhebliche Zerstörungen am Kaispeicher. Im Jahr 1963 wurde der ursprüngliche Speicher durch einen neuen ersetzt, entworfen von Werner Kallmorgen. Dieses Gebäude, gestützt auf 1111 Betonpfähle, stand als Symbol für den Wiederaufbau Hamburgs und wurde vorrangig zur Lagerung von Kakao und Kaffee genutzt.
Im Laufe der Jahre wandelten sich die Anforderungen an den Hafenbetrieb grundlegend, insbesondere durch das Aufkommen der Containerisierung. Diese Entwicklung führte dazu, dass traditionelle Lagergebäude wie der Kaispeicher A an Relevanz verloren und allmählich in den Hintergrund traten. Der einstmals zentrale Knotenpunkt im Hafenleben verfiel in eine Phase des Stillstands und schien dem Vergessen anheimzufallen.
Es war genau diese Periode des Wandels, in der die außergewöhnliche Geschichte der Elbphilharmonie ihren Anfang nahm.
Die Geburt einer Vision: Die Anfänge der Elbphilharmonie
Zu Beginn des 21. Jahrtausends sollte der verlassene Kaispeicher eine neue Bestimmung finden. Inmitten der aufstrebenden HafenCity, einem Projekt, das Wohnraum für Tausende und Arbeitsplätze für Zehntausende schaffen sollte, entstand die visionäre Idee der Elbphilharmonie. Alexander Gérard, ein versierter Geschäftsmann mit einer Leidenschaft für klassische Musik, erkannte das enorme Potenzial des alten Speichergebäudes. Seine ambitionierte Vision umfasste die Schaffung eines Konzerthauses von globaler architektonischer und akustischer Bedeutung, ergänzt durch Wohnungen und ein Hotel. Die Finanzierung dieses Vorhabens sollte durch den Verkauf der Wohnungen und die Hotelpacht erfolgen, ein Ansatz, der zunächst auf politische Zurückhaltung stieß.
Der politische Umschwung im Jahr 2001 mit Ole von Beust als neuem Bürgermeister markierte einen Wendepunkt. Der Senat zeigte zunehmend Interesse an Gérards Vorschlag. Der entscheidende Durchbruch erfolgte mit der Beauftragung des renommierten Architekturbüros Herzog & de Meuron. Ihr Entwurf, der die historische Substanz des Kaispeichers mit einer futuristischen Glaskonstruktion vereinte, wurde bald als revolutionäres Meisterwerk gefeiert. Im Sommer 2003 begeisterten die ersten Bilder und Renderings die Öffentlichkeit. In dem Bestreben, neben der architektonischen Brillanz auch eine exzellente Klangqualität zu garantieren, erfolgte die Beauftragung eines hoch angesehenen japanischen Akustikers mit der Ausarbeitung eines anspruchsvollen Klangkonzepts.
Trotz der initialen Euphorie stieß das Projekt jedoch bald auf Herausforderungen. Die Kosten, ein wesentlicher Aspekt in der öffentlichen Diskussion, stiegen über die ursprünglichen Schätzungen hinaus. Die Stadt übernahm die Kontrolle über das Projekt, was zum Bruch mit Gérard führte. Für 3,48 Millionen Euro erwarb die Stadt die Rechte an der Idee. Die Gründung der Stiftung Elbphilharmonie im Jahr 2005 und großzügige Spenden von Hamburger Bürgern trugen dazu bei, das Projekt voranzutreiben.
Der Baubeginn im April 2007, gekennzeichnet durch eine feierliche Grundsteinlegung, markierte den Start eines ambitionierten Unterfangens. Besonders herausfordernd erwies sich die umfassende Entkernung des historischen Speichers, die sowohl Verzögerungen als auch Kostensteigerungen nach sich zog. 2010 trat Ole von Beust von seinem Amt als Bürgermeister zurück. Seine Nachfolger Christoph Ahlhaus und später Olaf Scholz standen vor der Aufgabe, das ambitionierte Projekt zum Abschluss zu bringen. Ein Unterfangen, das nicht nur bautechnische, sondern auch politische Finesse erforderte.
In den letzten Etappen des Baus, trotz mannigfacher Herausforderungen, machte die Elbphilharmonie bedeutende Fortschritte. Herausragende technische Errungenschaften, wie die Installation der akustisch optimierten „weißen Haut“ im Großen Saal und die Errichtung der einzigartigen Glasfassade, unterstrichen den innovativen Charakter des Bauwerks.
Ein neues Kapitel beginnt:
Die feierliche Einweihung der Elbphilharmonie
Am 11. Januar 2017 wird die Elbphilharmonie unter dem damaligen Bürgermeister Olaf Scholz mit einem grandiosen Eröffnungsakt eröffnet. Das Konzerthaus, dessen Entstehungsprozess mehr als ein Jahrzehnt in Anspruch nahm und über 800 Millionen Euro kostete, avancierte nicht nur zu einem herausragenden Zentrum der Musik, sondern auch zu einem Symbol für den unerschütterlichen Willen, Visionen trotz Widrigkeiten zu realisieren.
Heute steht die Elbphilharmonie als ein strahlendes Juwel in der kulturellen Landschaft Hamburgs. Und so zeichnet die Elbphilharmonie in Hamburg eine fesselnde Geschichte nach: von einem vernachlässigten Lagerhaus zu einem der spektakulärsten Konzerthäuser weltweit.
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