Die Philharmonie Berlin
Hans Scharouns revolutionäre Architektur
Von Simon Michael, Concerts Pamplona
„Architektur und Lebensempfinden sehe ich in einem ganz engen Verhältnis; und diese Schwingungen einer Korrespondenz zu spüren, zu ‚erleben‘, das bedeutet für mich gelungene Architektur [...]“,
so beschreibt Konrad Wohlhage die tiefe Verbindung zwischen Baukunst und menschlichem Erleben. Diese Symbiose ist besonders eindrucksvoll in der Berliner Philharmonie zu erkennen. Entworfen von Hans Scharoun und eröffnet im Jahr 1963, steht dieses ikonische Gebäude für eine revolutionäre Neugestaltung der traditionellen Konzertsäle.
Der Weg zum Avantgardisten:
Scharouns Kreative Wurzeln
Hans Scharoun, geboren in Bremen, startete seine architektonische Laufbahn mit Einflüssen aus lokalen Traditionen und dem Jugendstil. Bereits in seinen frühen visionären Projekten, wie den Kirchenbauten des frühen 20. Jahrhunderts, zeigte sich sein Drang zu experimentellen und expressiven Formen. Diese frühen Entwürfe, gekennzeichnet durch monumentale Kolonnaden und dynamische Fassaden, ließen schon auf Scharouns späteren avantgardistischen Stil schließen. In den 1920er Jahren trat Scharoun der „Gläsernen Kette“ bei, einem Verbund expressionistischer Architekten, durch den er seine Vorliebe für expressive Formen und Farben vertiefte. Diese Periode war geprägt von der intensiven Nutzung expressiver Formen und Farben, die sich in dynamischen und oft sternförmigen Grundrissen manifestierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte er eine zentrale Rolle im Wiederaufbau Deutschlands, vor allem durch seine kulturellen und öffentlichen Bauten, die sich harmonisch in die natürliche Umgebung einfügten und die Lebensqualität der Menschen verbesserten.
Ein Gesamtkunstwerk: Architektonische Brillanz in Berlin
„Der Saal ist wie ein Tal gedacht, auf dessen Sohle sich das Orchester befindet, umringt von steigenden Weinbergen. Die Decke entgegnet dieser Landschaft wie eine ›Himmelschaft‹; vom Formalen her wirkt sie wie ein Zelt.“ - Hans Scharoun
Diese innovative Platzierung des Orchesters im Zentrum des Zuschauerraums, inspiriert von natürlichen Versammlungen um Straßenmusikern, ermöglichte eine direkte und intensive Verbindung zwischen Musikern und Publikum. Die offenen, fließenden Räume der Philharmonie dienen nicht nur funktionalen Zwecken, sondern dienen auch als Begegnungsorte, die Scharouns tiefes Naturverständnis und sein Bestreben, echte Naturformen in die Architektur zu integrieren, verdeutlichen. Das zeltförmige Dach, bedeckt mit goldgelben Metallplatten, optimiert die Akustik und sorgt für eine gleichmäßige Klangverteilung im gesamten Raum.
Ein Meilenstein in der Welt der Konzertsäle: Die Bedeutung der Berliner Philharmonie
Die Berliner Philharmonie setzte im 20. Jahrhundert neue Maßstäbe in der akustischen und architektonischen Gestaltung von Konzertsälen. Die zentrale Platzierung des Orchesters und die terrassenförmige Weinberg-Architektur der Berliner Philharmonie haben weltweit die Gestaltung moderner Konzertsäle maßgeblich beeinflusst und neue Standards in der akustischen und räumlichen Anordnung gesetzt. Scharouns Arbeit, insbesondere an der Philharmonie, hat den Diskurs über funktionale und menschenzentrierte Architektur maßgeblich vorangetrieben. Die Philharmonie hat nicht nur in der akustischen und architektonischen Innovation Maßstäbe gesetzt, sondern auch in der Art und Weise, wie Konzertsäle die soziale und kulturelle Interaktion fördern können. Die offene Gestaltung und die organische Formgebung haben dazu beigetragen, dass sich die Besucher frei und eingebunden fühlen, was die Philharmonie zu einem sozialen Treffpunkt macht, der weit über die Grenzen eines traditionellen Konzertsaals hinausgeht.
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